Am Morgen des Ostersonntags pflege ich jeweils bei den Mainstream-Medien nachzuschauen, was über das Osterfest, das wichtigste Fest der Christenheit berichtet wird. Begegnete man in früheren Jahren noch Artikeln, welche die Osterbotschaft vor allem entstellten, scheint das heute morgen kein Thema mehr zu sein. Die Botschaft vom auferstandenen Herrn wird in unseren Medien weitgehend tot geschwiegen. Der einzige Artikel, den ich bei nau.ch fand, hatte den Titel: «Veganes Fest − Ostern ohne Ei, Warum das Sinn macht.» (Wobei ich mir hier die Anmerkung erlaube: Wenn alle Hunde und Katzen auf vergan umgestellt haben, mache ich vielleicht auch mit.) Da will der Tages-Anzeiger nicht nachstehen: «Wettkampf an Ostern: So gewinnen Sie das Eiertütschen.» Die NZZ scheint dann doch noch einen Beitrag zum Osterfest zu präsentieren − doch der ist kostenpflichtig!
Interessant ist: Wenn man etwa drei Wochen zurückschaut, brachten die selben Medien einiges über den Ramadan, den Fastenmonat der Moslems. Die NZZ titelte: «Was ist eigentlich der Ramadan? Die wichtigsten Antworten zum muslimischen Fastenmonat.» Der Tagesanzeiger «Fastenmonat Ramadan beginnt für Millionen Muslime». Das Tagblatt brachte zu Beginn der Karwoche drei Ramadangeschichten. Um die Relationen zu sehen: Die Christen in der Schweiz machen immer noch etwa 55% aus: Dem müssten die Journalisten in den Redaktionen doch Rechnung tragen?! 36% sind Katholiken, 24% sind evangelisch-reformiert. Der Anteil der Moslems beträgt 5%. Der steigende Anteil der Konfessionslosen beträgt 34% (2022).
Die Katholische Kirche trägt zu diesem Umstand sicher auch bei, dreht sich doch ihre Berichterstattung in der letzten Zeit hauptsächlich um Skandale, Kirchenaustritte und um Auseinandersetzungen über den Synodalen Weg. Die Verkündigung, was die Katholische Kirche glaubt und lebt, geht dabei unter. Dabei haben wir die sensationellste Nachricht der Menschheitsgeschichte zu verkünden: Christus ist auferstanden! Es ist höchste Zeit, dass die Kirche sich wieder ihrer Hauptaufgabe, widmet. Der auferstande Herr erteilte diesen Auftrag vor seiner Himmelfahrt: «Geht hinaus in die ganze Welt. Macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe» (Mt 28,20). Ausgerechnet letzteres scheint nicht mehr zur Hauptbeschäftigung mancher Theologinnen und Theologen zu gehören.
Liebe Brüder und Schwestern, umso wichtiger ist es, darzulegen, was die Christenheit in diesen Tagen feiert. Denken wir nur an die verschiedenen Riten, welche die vergangenen drei Tage prägten: am Hohen Donnerstag, Karfreitag und an die Osternacht. Die Abendmahlsmesse, die Kreuzverehrung, die Lichtfeier, die Taufwasserweihe – all das sind Rituale, mit einem konkreten Inhalt und einem Bezug auf die Heilige Schrift, einem Bezug auf Ereignisse, die sich vor nahezu 2’000 Jahren abgespielt haben. Dieser Bezug ist ganz entscheidend. Nur deshalb können wir in jeder hl. Eucharistiefeier frohen Herzens bekennen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Das ist zugleich ein Lobpreis und ein Bekenntnis unseres Auferstehungsglaubens. Wir bekennen dabei mit der ganzen Kirche, dass wir eine Gemeinschaft der Erlösten sind.
Liebe Brüder und Schwestern, Worauf gründet der Osterglaube der Christenheit? Die Antwort heisst: auf den Auferstandenen selber. Weder die Frauen, die am frühen Ostermorgen zur Salbung des Toten zum Grabe gehen, noch die Jünger, die sich völlig geschockt aus Furcht verborgen halten, haben die Auferstehung Jesu erwartet, für sie lag er tot im Grab. Der weggewälzte Stein und das leere Grab sind für sie eine solche Überraschung, dass sie völlig ausser Fassung geraten. Den Frauen deutet der Engel das Geschehene: «Fürchtet euch nicht!… Geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden» (s. Mt 28,5-7). Maria von Magdala verharrte in ihrer Trauer beim leeren Grab. Sie wurde damit belohnt, dass ihr Jesus zu allererst begegnete. Sie wurde vom Auferstandenen Herrn beauftragt, den Aposteln die frohe Botschaft von der Auferstehung zu überbringen. Doch die Jünger wollten ihnen die Nachricht zuerst nicht glauben, bis ihnen der Auferstandene selber erschien: den zehn Aposteln im Abendmahlssaal, zuerst also ohne den Apostel Thomas und dann einige Tage danach mit ihm. Die Wortformulierungen sind klar und deutlich: Er erschien; er liess sich sehen; er zeigte sich; er begegnete ihnen; er sprach mit ihnen; ja, er liess sich betasten; er zeigte Thomas seine Wunden, − all das sind wirkliche Begegnungen mit dem Herrn, den sie vor seinem Tod als Meister und Lehrer kannten. Es liegt Jesus daran, den Jüngern seine Identität erkennen zu lassen: «Ich bin es selber» (Lk 24,39). Sie konnten sich davon überzeugen, dass ihnen bei der Begegnung mit dem Auferstandenen, derselbe vor ihnen stand, der ans Kreuz geschlagen wurde und am Kreuz gestorben war. Die österlichen Begegnungen der Jünger mit dem Auferstandenen sind geschichtliche Fakten. Paulus fasst die Botschaft vom Gekreuzigten und Auferstandenen im 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes in das kürzeste und erste Credo zusammen: «Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und er erschien dann Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich… Als letztem von allen erschien er auch mir» (1 Kor 15,3-6). Und von dieser frohen Botschaft, von diesem Evangelium, sagt er: «Es ist der Grund auf dem ihr steht» (1 Kor 15,1). Und er fügt hinzu: «Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen?» (1 Kor 15,2) Denken wir daran, wir haben Zeugnisse in der Heiligen Schrift, die auf Augenzeugen beruhen, die Jesus, den Auferstandenen, mit eigenen Augen gesehen, mit ihm gesprochen, ihn angefasst und mit ihm gegessen haben. Uns stellt sich die entscheidende Frage, ob wir diesen Augenzeugen und dem Evangelium glauben. Es sind glaubwürdige Zeugen und Zeugnisse. Das lässt sich an den ersten Reaktionen erkennen, wie wir sie den Berichten entnehmen, vor allem auch dem Zweifel des Apostels Thomas. Petrus, der Jesus noch dreimal aus Angst verleugnet hatte, trat am Pfingstfest sicher und mutig für seinen Herrn ein. Das alles spricht für die Glaubwürdigkeit. Ja, wir sind mit Christus auferweckt, wie der Apostel Paulus schreibt, darum wollen wir verankert im Osterglauben nach dem streben, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.